24.08.2016: Vor genau einem Monat haben wir unsere Reise offiziell beim Abschieds-Apero in Meggen gestartet. Seither ist einiges passiert. Unterdessen sind wir tatsächlich mit unserer Golden Breeze auf dem Meer unterwegs. Doch der Reihe nach.
Vorbereitung in Brunnen
Am Tag nach dem Start legen wir in der Fallenbach-Werft in Brunnen an. Zuerst wird der Mast demontiert, später wird das Schiff aus dem Wasser gehievt und auf einen Bock gestellt. Hier bleibt das Schiff nun für zwei Wochen um einen neuen Unterwasseranstrich zu erhalten. Dies ist auch für uns die ideale Gelegenheit, einige Dinge zu erledigen. Das Wichtigste sind neue Seeventile an vier Borddurchlässen. Diese mussten vor acht Jahren, als das Schiff vom Meer auf den See gebracht wurde, entfernt werden, da Abwasser hier natürlich nicht in den See geleitet werden darf. Die Schraubkappen auf den Borddurchlässen wurden seinerzeit so gut festgezogen, dass sich beim Lösen einer Kappe lieber der ganze Borddurchlass dreht als nur die Kappe. Somit ist die Dichtung hin und der Borddurchlass muss ersetzt werden. Da steh ich nun also neben dem Schiff und fummle mit der Trennscheibe den Messingring vom Borddurchlass weg, penibel darauf achtend die Stahlwand des Schiffsrumpfes nicht zu verletzen. Aber kein Problem, in kurzer Zeit ist der Durchlass weg und mit Hilfe der Werft auch ein Neuer montiert.
Nächster heikle Punkt ist das montieren der Seeventile auf den Durchlässen. Wird hier nicht sauber gearbeitet, kann Wasser durch das Gewinde dringen. Das Schiff müsste nochmals aus dem Wasser um das Ventil neu aufzuschrauben. Glücklicherweise empfiehlt die Werft, das Schiff nochmals für ein paar Stunden ins Wasser zu halten wenn es für den Lastwagenverlad sowieso auf wieder auf den Kran genommen wird. Da zeigt sich denn auch, dass ich bei einem Ventil offenbar zu wenig Teflonband verwendet habe: es dringen ein paar Tropfen Wasser ein. Also nochmals neu machen und dann auf den Lastwagen mit dem Schiff. Seither sind die Ventile dicht.
Transport
Der Transport per Lastwagen dauert gut zwei Tage und startet am 8. August gegen Abend. Da wir als Eigner beim Grenzübergang dabei sein müssen, fahren wir am Dienstag Morgen früh nach Genf, um dann mit dem Lastwagen über den Grenzposten zu fahren. Der Grenzposten ist nicht besetzt, also vergeblich den weiten Weg gefahren. Der Lastwagen fährt weiter und wir fahren zurück, um rechtzeitig unseren Flug in Basel zu erwischen. Dabei schnappe ich mir noch die hoffentlich für längere Zeit letzte Geschwindigkeitsbusse. Kleines Abschiedsgeschenk von der Polizei. 😉
Unser Flug bringt uns am Nachmittag nach Bordeaux wo wir übernachten und am Mittwoch per Zug nach La Rochelle weiterfahren. Am Abend kommt dann auch der Lastwagen an. Der Transport ist gut verlaufen und das Schiff ist heil angekommen. Ich streiche noch die Stellen am Schiffsrumpf nach wo die Kranbänder ihre Spuren hinterlassen haben. Während dem Malen achte ich nicht auf die linke Hand, in der ich den Farbteller halte, und so tropft mir die Farbe auf den linken Schuh. Da ein halber schwarzer Schuh einfach nicht so gut aussieht, male ich den Anderen kurzerhand auch noch halb an. Das sieht nun wieder gut aus. 🙂
Vorbereitung in La Rochelle
Es ist für uns ein ergreifender Moment, als das Schiff auf dem Kran hängt und ins Wasser gelassen wird. Nachdem es vor acht Jahren vom Voreigner auf den Vierwaldstättersee gebracht wurde, ist Golden Breeze nun zurück im Meer angelangt und wir können die ersten paar Meter zum Steg rüberfahren. Hier bleiben wir nun nochmals gut eine Woche, um die wichtigsten Sachen zu erledigen, unter anderem Einkauf oder Montage von sicherheitskritischer Ausrüstung und Verproviantierung.
Am Nachmittag nach der Kranung fahren wir zum Servicesteg. Hier soll nun der Mast gestellt werden. Während wir das Schiff vertäuen, wird auf der Pier der Mast vorbereitet. Da passiert das Unglück. Die Männer passen nicht auf und der vordere Bock, auf dem der Mast liegt, fliegt um. Ergebnis: Der Mast hats glücklicherweise überstanden, aber die TV-Antenne ist hin. Doch damit nicht genug: Der Termin wird auf den nächsten Tag verschoben und beim Zurückschieben des Mastes in die Werft vergessen sie den Windex und den Windmesser, welche auf der öffentlichen Pier neben dem Mast am Boden lagen. Sie sind danach nicht mehr auffindbar. Für uns hat sich die Sache gelohnt. Nebst neuem Windex und Windmesser haben wir nun auch eine neue TV-Antenne erhalten, welche im Gegensatz zur alten Antenne auch digitale Programme empfangen kann. Nicht schlecht.
Nach ein paar Tagen machen wir bei mässigem Wind unsere erste Testfahrt um zu sehen ob das Rigg hält und die Wanten richtig gespannt wurden. Soweit alles in Ordnung und wir können starten.
Die Reise beginnt
Unser erstes Ziel heisst Tankstelle. Im Hafen von La Rochelle befindet sie sich direkt neben der Hafeneinfahrt. Da wir während der Ebbe nicht starten können (zu wenig Wassertiefe vor der Hafeneinfahrt) warten wir bis die Flut kommt. Beim Festmachen an der Tankstelle haben wir das Gefühl auf einem Fluss zu sein. Es ist schon eindrücklich wie verhältnismässig schnell das Wasser durch die Hafeneinfahrt fliesst um das gigantische Hafenbecken zu füllen. Der Port des Minimes ist unseres Wissens der grösste Yachthafen Europas mit Platz für über 5000 Schiffen. Beeindruckend ist auch der Tidenhub zur Vollmondzeit, er beträgt ca. 5 Meter.
Nach dem Tanken geht’s raus und wir steuern die Insel d’Oléran an, genauer gesagt Port de Boyardville. Dies ist ein herziges belebtes kleines Örtchen, das uns schon mal ein bisschen südländisches Leben vermittelt.
Eigentlich wollen wir erst nur eine Nacht bleiben und dann durch den weiter südlich gelegenen Kanal zwischen Insel und Festland fahren, aber der Hafenwart rät uns aufgrund der Windlage und erst einen Tag später durchzufahren. Problem ist die Mündung des Kanals in den Atlantik bei Pertuis de Maumusson. Zur Hochwasserzeit ist diese zwar relativ ruhig und befahrbar, aber sonst hat es dort enormen Strom und dadurch verursachte kurze steile Wellen sowie sich ständig ändernde Sandbänke. Wir beschliessen also noch eine zweite Nacht zu bleiben. Doch vor der zweiten Nacht treffen wir noch einen einheimischen Segler an, der uns eindringlich vor der Durchfahrt des Kanals abrät. Die Mündung sei „sehr gefährlich“ und wir würden ein grosses Risiko eingehen. Also lassen wir den Kanal sein. Aufgrund der besonders günstigen Wetterlage beschliessen wir zudem, nicht noch weitere Orte südlich an der französischen Küste abzuklappern, sondern gleich die Biskaya zu überqueren und nach Spanien runterzusegeln. Die kommende Woche verheisst eher schlechtere Winde für unser Vorhaben, also ist es besser jetzt zu gehen. Wir umfahren die Insel im Norden und steuern Santander in Spanien an. Die Überquerung dauert 36.5 Stunden und ist 209 Seemeilen lang. Schlafen funktioniert leider nicht so gut, wahrscheinlich sind wir solche Langfahrten noch zu wenig gewohnt. Dafür merken wir wie gut das Schiff segelt. Gegen Abend bekommen wir leicht vorlichen Wind mit ungefähr 4 Windstärken. Perfekter Segelwind, der uns mit fast 7 Knoten durch die Biskaya treibt. Es ist eine wunderschöne sternenklare Nacht. Kurz nach dem Verschwinden des letzten Tageslichtes holt uns von hinten ein lichter-schillernder Zirkus ein. Es ist ein riesiges Kreuzfahrtschiff, das uns in einer Seemeile Entfernung überholt. Dem AIS entnehmen wir das es sich um die Britannia handelt, ein Schiff mit 330 Metern Länge. Da fühlt man sich mit seinen 11.4 Metern schon ein bisschen klein.
Gegen Mittag des zweiten Tages kommt der Wind aus einer ungünstigen Richtung, fast von dort wo wir hin wollen (Santander). Wir fallen also ein bisschen nach Osten ab und lassen den Anker am Abend um 21:21 beim letzten Tageslicht in der Bucht Rio Ajo fallen. Die Küste hier sieht sehr schön aus, fast ein bisschen Irländisch. Nebst schönen Stränden besteht sie vor allem aus schroffen Felsenabschnitten. Wir übernachten in der Bucht und fahren am folgenden Nachtmittag nach Westen in den Hafen bei Santander, wo wir morgen noch ein paar Sachen einkaufen und uns die Stadt anschauen wollen.
Hi Philipp & Anne! This is so neat! Maybe you can add a little English to your next post 🙂 Love to you both!!!
Hallo Anne & Philipp,
Schön zu wissen dass ihr Starten konnten. Schade das wir uns in Genf nicht träfen hätten können, aber Genf ist ja nicht so Weit ! Schreibt weit so schön euren Blogg man kann sich gut ein Bild machen 😉 (den halben Schuh z.b.). Also weiter so et que le navire vogue …
Hallo Anne und Philipp, viele Grüße von Dagi und Frank aus Potsdam. wir haben uns letztes Jahr auf der Easy Living getroffen. Jetzt sehen wir voller Begeisterung die ersten Berichte Eurer Fahrt. Sensationell. Auch wir planen solch einen Toern. Euch weiter alles Gute. Vielleicht sehen wir uns ja mal an irgendeiner Ecke der Welt. Wir werden wohl mindestens 2 Jahre Rückstand haben, in 2018 soll es losgehen . Viele Grüße von Dagi und Frank
Hallo ihr beiden Jungseebären
ich gratuliere zu eurem perfektem Start. Das lesen dieser Zeilen macht riesig Spass.
Es gluschtet mich recht auch wieder mal am Steuer zu stehen und den Wind im Gesicht zu spüren 🙂
Ich bin in den letzten zügen die spuren der Osmose zu bereinigen. Nächsten Frühling geht es dann auch wieder ins Wasser.
Mast und Schottbruch
René aus Lozärn
Hallo ihr beiden
Philipp, nachträglich herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag.
Eure Berichte und Fotos machen Lust auf „Meer“ 😉
Es scheint immer etwas los zu sein bei euch.
Und neben dem Segeln kommt das Kulinarische auch nicht zu kurz.
Liebi Grüessli, Kari