Insel Porto Santo
Nach genau vier Tagen Überfahrt von den Azoren herunter zur Inselgruppe Madeira machen wir am Montag, 28. August 2017, in der Marina der Insel Porto Santo fest. Diese kleine Insel liegt 42 km nordöstlich von Madeira und hat wie fast alle portugiesischen Inseln im Atlantik vulkanischen Ursprung. Die Insel lebt vor allem vom Tourismus und besitzt einen neun Kilometer hellen flach abfallenden Sandstrand. Da das Meerwasser hier wärmer ist als in den Azoren, geniessen wir endlich wieder mal ein Bad im Meer.
Die Einwohner im Hauptort Vila Baleira finden immer wieder einen Grund um Feste zu feiern. Glücklicherweise dürfen wir gleich am Tag unserer Ankunft dem Weinfest mit Folklore Tänzen und Gesängen beiwohnen. Hier werden die frisch geernteten Weintrauben von ein paar Männern barfuss gestampft. Der daraus gewonnene frische Traubensaft wird anschliessend in Bechern an die Zuschauer verteilt. Wir erhalten ebenfalls einen Becher zum Degustieren, schmeckt gar nicht so übel.
Die Landschaft bietet spektakuläre Einblicke in die vulkanische Geschichte der Insel. Um unsere karibischen Seebeine etwas auf Vordermann zu bringen, machen wir deshalb die Erkundung der Insel mittels einer Biketour. Wir gönnen uns nach einem steileren Aufstieg auf einen der vulkanischen Hügeln, den wir wohl ein bisschen unterschätzt haben, eine kleine Verschnaufpause mit Blick auf den langen Sandstrand und dem Hauptort Vila Baleira. Unsere Tour führt uns weiter entlang der Flugpiste in Richtung Norden, wo imposante Felsklippen zum tosenden Meer abfallen. Leider ist der Feldweg oftmals sandig, was das Vorankommen erschwert.
Auf den Spuren Kolumbus
Lange bevor der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus auf dem Seeweg vermeintlich nach Indien segelte, unternahm er geschäftliche Reisen von Italien aus zur Inselgruppe Madeira. Mit seiner adligen Frau lebte Kolumbus einige Jahre im Hauptort Vila Baleira auf der Insel Porto Santo. Von seiner Anwesenheit zeugt das Haus, wo Kolumbus gewohnt haben soll. Dieses Gebäude ist heute ein Museum namens Casa Museu Cristovão Columbo, in welchem wir Geschichten über die historischen portugiesischen Seefahrten erfahren und einige wenige Relikte aus jener Zeit bestaunen können.
Madeira
Nach etwa einer Woche verlassen wir Porto Santo um nach Madeira zu gelangen. Sechs Stunden Segeln/Motoren mit leider zu wenig Wind und zu hohen Wellen von Achtern führen dazu, dass das Schiff stark hin und her schaukelt. Die Vorbeifahrt am östlichen Ende der Insel Madeiras ist von beeindruckender vulkanischer Schönheit und entschädigt uns für die unangenehme Überfahrt. Wir machen Golden Breeze am 6. September in der schönen Marina im Resort Quinta do Lorde fest, zu welchem ein fünf Sterne Hotel gehört. Da wir in der Marina liegen, dürfen wir einige Services vom Resort nutzen. Dank des künstlich angelegten „Natural-Pools“ ist das Meerwasser ein bisschen wärmer und wir gönnen uns alsbald ein Bad sowie Ruhe auf einer der vielen Liegen. Herrlich!
Quinta do Lorde liegt nahe dem östlichen Inselende und ist somit ziemlich weit weg von allen touristischen Attraktionen. Es gibt zwar einen Bus, doch die Fahrt dauert eine Ewigkeit. Deshalb mieten wir uns ein Auto für vier Tage. Da das Weinfestival von Madeira nur noch einige Tage andauert, führt uns unser erster Ausflug in die Hauptstadt Funchal. Auf dem Weg dahin machen wir einen kurzen Abstecher zum Städtchen Santana. Die Hauptattraktion sind die alten traditionellen Bauernhäuser mit ihren Strohdächern.
In der grossen Stadt Funchal gibt es zahlreiche botanische Gärten. Einer der interessantesten Gärten ist der Monte Palacio Tropical Garden, welcher oberhalb von 500 Metern über Meer liegt. Sogar eine Gondelbahn führt vom Zentrum Funchal zum Garten hoch. Und wer sich traut, kann die Abfahrt in einem Korbschlitten machen.
Am späteren Nachmittag degustieren wir am Weinfestival Weine von den lokalen Produzenten. Die normalen Weine auf Madeira sind typischerweise wegen den klimatischen Bedingungen eher trocken. Die berühmten Madeira Weine (ähnlich wie Porto) hingegen gibt es von trocken bis süss. Alle sehr fein. Am Weinfestival wird uns feines Essen in schönem Ambiente angeboten und wir geniessen den lockeren Abend untermalt mit jazzigem Sound vom DJ. Etwas später am Abend sehen wir ein Live-Konzert von einem lokalen a cappella Frauenensemble, welches Folklore-Lieder von Madeira zum Besten gibt.
Tags darauf machen wir eine Wanderung im Südwesten Madeiras entlang zweier Levadas. Levadas sind ein Bewässerungsnetz mit offenen Wasserkanälen, welche Wasser vom regenreichen Norden und Zentrum in den südlichen und trockeneren Teil der Insel zu den vielen Plantagen und Gärten führen. Unsere Wanderung führt uns bei schönstem Sonnenschein von der Südküste ins gebirgige Landesinnere, vorbei an imposanten Wasserfällen und hohen Talschluchten.
Am nächsten Tag fahren wir die West- und Nordküste Madeiras ab sowie quer durch die hohe gebirgige vulkanische Landschaft. Auf unserer Fahrt erleben wir fein riechende Eukalyptuswälder, am Westende der Insel steile Klippen, welche aus dem glasklaren Meer ragen, ein riesiges Hochmoor auf dem Bergrücken Madeiras mit wunderschönen Farben, im Gebirge steile, hoch aufragende Berge, Laub- und Nadelwälder. Riesige kahle Flächen zeugen von vergangenen Waldbränden. Wir fahren durch ein Gebiet, in welchem erst ein paar Tage zuvor ein Feuer wütete und Steinschlag auf den Strassen verursachte. Es riecht noch intensiv nach verkohltem Holz.
Den Norden der Insel erleben wir als einen windigen Ort, wo die vom Norden heranbrausenden Atlantikwellen auf die schroffen Felsen und Klippen treffen. Wir fahren durch viele kleine Dörfchen und geniessen immer mal wieder einen atemberaubenden Ausblick.
Am frühen Abend treffen wir bei unserer Rückkehr in die Marina unsere englischen Segelfreunde von der SY Persephone wieder, welche wir in den Azoren kennengelernt und einige Zeit mit Ihnen verbracht haben und welche nun von den Azoren nach Madeira gesegelt sind. Was für eine Freude! Zur Feier des Tages stossen wir mit einem portugiesischen Vinho Verde auf die Zusammenkunft an!
Ein weiteres Highlight ist der imposante Flughafen von Madeira, der eine der gefährlichsten Anflugpisten der Welt hat. Wenig Raum zum Manövrieren, starke mögliche Fallwinde und ein geringes Gefälle der Piste machen den Anflug besonders risikoreich. Wir beobachten mehrere Starts und Landungen. Es ist umso beeindruckender, wenn man weiss, dass hier nur Flugpiloten landen dürfen, die für diesen Flughafen speziell ausgebildet wurden! Die Piloten fliegen zuerst direkt auf die Berge zu und machen erst kurz vor der Landung eine scharfe Rechtskurve, um sich an der Landebahn auszurichten. Die Flugpiste wurde in der Vergangenheit zweimal verlängert, um weitere schlimme Flugunfälle zu verhindern und ist nun das Ergebnis grossartiger Ingenieurs-Baukunst. Im Jahr 2000 wurde die Piste zuletzt um über 1000 Metern verlängert – auf Betonpfeilern über dem Abgrund. Der Bereich darunter liegt direkt am Meer und wird nun zum Teil als Trockendock für Schiffe genutzt.
Mittwoch und Donnerstag bleiben wir in der Marina an Bord um diverse Arbeiten zu erledigen und um uns am Natural-Pool zu erholen. Am Freitag beschliessen wir, noch eine Wanderung zum östlichen Ende hin zu machen, welche über spektakuläre Klippen führt.
Da das Wetterfenster für die Überfahrt runter zu den Kanaren am Samstag und den darauffolgenden 3 Tagen perfekt aussieht, heisst es am Samstag, 16. September, Leinen los! Unsere englischen Segelfreunde winken uns ein letztes Mal zu, denn sie lassen ihr Segelschiff bis im Frühling hier in Madeira – unter der Flugpiste.
Überfahrt zu den Kanaren
Wind und Wetter bescheren uns eigentlich gute Bedingungen, nur die relativ hohen Wellen von Norden und Osten her kommend verursachen eine ungemütliche Kreuzsee. Dies führt dazu, dass sogar Philipp sich eine Zeitlang unwohl fühlt. Zum Glück nicht lange, da ich ab dem zweiten Tag bis zur Ankunft gelinde gesagt nicht verfügbar bin.
Am Morgen des 18. Septembers heisst es dann: Land in Sicht! Die Insel La Graciosa und die kleinen Nebeninseln, welche nördlich von Lanzarote liegen, kommen in Sichtweite. Was es für eine Wohltat ist, nach der ruppigen Überfahrt endlich in den wärmeren Gefilden der Kanaren anzukommen und in das ruhige Hafenbecken der Marina in La Graciosa einzulaufen! Tapas, Paella, guter Rotwein und weitere Leckereien warten auf uns!